Wer träumt nicht davon. Am Strand sitzen, das MacBook aufklappen, ein paar Zeilen tippen, verträumt in den Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang schauen, dann einen Caipi oder einen Soja Macchiato (je nach Uhrzeit), dann ein bisschen schwimmen, dann wieder tippen und dann irgendwann mit dem Freund oder der Freundin oder den Mates am Feuer sitzen und eine Shisha rauchen. Das natürlich alles auf Bali. Und mit angemessener Frisur. Die Frisur nicht zu wild, denn da ist ja noch der Video-Call nachher mit dem Kunden aus Deutschland, und der ist ja eher konservativ.
Digitaler Nomade Klischee -Habe ich was vergessen?
Wahrscheinlich irgendeinen Instagram Post zu Work Life Balance.
Nach ein paar Wochen geht es dann nach Vietnam oder Indien und danach vielleicht ein bisschen in die USA. Der Kunde aus Deutschland vom Video-Call meldet sich irgendwann per E-Mail.
„Liebe oder Lieber XXX. Danke für Deine tolle Arbeit. Aber kannst Du uns bitte eine ordentliche Rechnung schicken. Unser Steuerberater akzeptiert keine Rechnungen mehr von irgendwelchen Hotels aus der ganzen Welt. Wir brauchen eine Steuernummer und eine ordentliche Rechnungsanschrift von Dir. Sollte ja kein Problem sein, oder? Mfg Dein Kunde“.
Rechnungsstellung als Digitalnomads: Es sollte kein Problem sein. Aber es ist eins.
Denn Du hast keine Steuernummer. Und Du hast keine feste Adresse. Und Du willst ja auch eigentlich gar keine haben. Denn Du bist?
Ein Digitalnomade.
Und auf einmal bist Du konfrontiert mit einem Problem, was viele Deiner Digitalkollegen auch haben. Oder auch haben werden. Denn egal was Du auf Blogs gelesen hast, wie großartig und wie legal es ist nirgendwo ansässig zu sein. Deinen Kunden interessiert das nicht. Und viel wichtiger, den Steuerberater Deines Kunden interessiert es auch nicht. Und am wichtigsten: Das Finanzamt Deines Kunden interessiert es am wenigsten.
Steuerfreier Digitalnomade: Es geht nicht um legal oder illegal.
Es geht um Compliance Aufwand. Um Zeit, die man mit Dir aufbringen muss, weil Du nicht ins Muster passt. Steuerrechtlich gesehen. Und wenn Dein Kunde ständig Deine Position seinem Steuerberater oder seinem Finanzamt zu erklären, nur weil Du Dich entschieden hast in Bali, in Vietnam und in den USA am Strand am MacBook zu arbeiten, was besteht für ein Risiko.
Richtig.
Der Kunde sagt Dir irgendwann:
„Gute Arbeit, aber ist mir einfach zu viel Stress.“
Und je mehr Geld Du verdienst, und je mehr Kunden Du hast, umso höher das Risiko in ein solches Szenario zu gelangen.
War es das also mit dem Digitalen Nomaden?
Nein.
Ich kann das auch an einem völlig anderen Beispiel erklären. Lustigerweise mit einem Beispiel aus Malta, genau einem der Länder, die Dir beim oben geschilderten Problem eine Hilfe sein können. Aber dazu komme ich später.
Status Digitalnomade ist legal, aber funktioniert nicht: ein analoger Vergleich mit Malta ID Card.
In Malta bekommt man als Ansässiger eine Resident Card, die Malta ID Card. Das ist im Grunde der Malta Personalausweis und sieht genauso aus, wie mittlerweile alle EU National ID-Cards.
Malta ID Card: Schicke Plastikkarte im Kreditkartenformat.
Hologramm, EU-Logo, Lichtbild, ID-Nummer, Adresse – alles ist dort drauf. Wie auch auf dem deutschen Perso.
Die EU sagt hier: https://europa.eu/youreurope/citizens/travel/entry-exit/eu-citizen/index_en.htm
“As an EU national, you have the right to travel freely in the 27 EU member countries as well as in Iceland, Liechtenstein, Norway and Switzerland (non-EU countries but members of the Schengen area) carrying either a valid passport or a national identity card (ID)”
Wohl gemerkt heißt es nicht mit Reisepass UND ID-Card, sondern ODER.
Also kannst Du damit legal reisen. Glaubst Du das interessiert eine Fluggesellschaft?
Die Antwort ist nein.
Mit der Malta ID kommt man nirgendwo hin, weil es von einem privaten Anbieter nicht als Reisedokument akzeptiert wird. Da kannst Du noch so lange am Flughafen darauf hindeuten, dass alles legal ist.
Das interessiert nämlich keinen.
Die Fluggesellschaft nicht, und Deinen Kunden nicht.
Malta ID und legaler Status des Digitalnomaden:
Du hast hier also eine sehr ähnliche Situation: Es gibt etwas, was offiziell und legal von Rechtswegen oder gesetzlich legal ableitbar ist. Aber es wird “am freien Markt” nicht akzeptiert.
Aber wo wir jetzt schonmal bei Malta sind, bleiben wir doch dabei, denn für Dein Problem gibt es eine Lösung von der Insel.
Und das ist die
HABITUAL RESIDENCE: Eine Strategie für Digitalnomaden
Noch nie was davon gehört? Dann lies am besten weiter. Das Konzept des Digitalnomaden aus steuerrechtlicher Sicht ist nicht zeitgemäß.
Steuerrechtlich ist es legal aber trotzdem ein Loophole. Und wie es bei jedem Loophole so ist: Es ist nicht gewollt. Aber rechtlich dieses Loophole zu schließen ist schwierig. Schongleich es ein ungeschriebenes internationales Steuerrecht ist, dass keine Person irgendwo auf der Welt gar keine Steuern bezahlen kann oder darf oder soll.
Dennoch:
Da rechtlich nur schwer etwas gegen Deine Mobilität zu machen ist, ist man irgendwann eine andere clevere Idee gekommen.
Es nämlich über Compliance schwieriger zu machen. Und zwar über Tax Compliance. Und genau da sind wir mit unserem Beispiel Deines Kunden aus dem Videocall.
Und die Compliance Harke gilt nicht mal Dir. Sondern Deinem Kunden. Er soll es gefälligst nicht leicht haben, wenn er mit jemandem zusammenarbeitet, der „sich nicht an die Regeln hält“. Übersetzung „being compliant“ – sich an Regeln halten. Auch hier möchte ich ein Beispiel aus der Praxis nennen, wie die Compliance Schraube es denen schwer gemacht, die aus der Reihe getanzt sind.
Banken: Compliance Albtraum für Digitalnomaden?
Als es den Steuerfahndern zu blöd wurde sich durch Nummerkonten und Offshore Kontoauszüge und komische Rechnungen zu wühlen, wurde diese Verantwortung an die Banken weitergegeben. Nach dem Motto: „Banken, liefert uns bitte einfach die Daten von jedem, der ein Konto aufmacht.“
Und wumms:
Auf einmal waren die Banken „tax compliant“ und jeder, der ein Konto aufmachen wollte, musste es auch sein. Und es war und ist den Banken relativ egal wie legal ein Steuerschlupfloch ist. Um Ärger zu vermeiden, und sei es nur Prüfungsärger, muss halt jetzt jeder eine Steuernummer haben.
Und es ging ja noch weiter:
Die Steuernummer wäre ja noch erträglich, und auch die Daten des Kontos mit der Finanzverwaltung auszutauschen. Aber die Finanzverwaltung hat weiter an der Compliance Schraube gedreht.
Money Laundering: Zählen wir Steuerhinterziehung doch einfach dazu.
Und damit wurde weiter Verantwortung und damit Compliance Auflagen an die Banken abgegeben. Denn ab diesem Zeitpunkt kennen wir die nervigen Source of Funds (Herkunft der Geldmittel) und Source of Wealth (Herkunft des Vermögens) Fragen.
Was ist also zu tun?
Kommen wir zurück zur Habitual Residence. Das ist ein Begriff aus dem internationalen Steuerrecht und der findet sich in allen Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Auch in den DBAs mit Malta.
Deswegen nach Malta als Digitalnomade:
Genau dort empfehle ich Dir nämlich „habitually resident“ zu werden. Und damit eine kleine Einschränkung Deines Daseins als digitaler Nomade, oder nenn es auch Regel. Noch besser ist es, wenn es so ausdrücke.
Ich empfehle eine Gewohnheit.
Genau ist nämlich ein „Habit“. Und die Gewohnheit ist die, dass Du jahrein und jahraus für ein paar Wochen und wenige Monate pro Jahr regelmäßig nach Malta kommst und Dich hier aufhältst und immer wieder zurückkehrst. Damit das auch funktioniert, musst Du auf Malta eine eigene Wohnung haben. Und ebenfalls die typische Ausstattung mit ID-Card, Sozialversicherungsnummer, Nachweis einer Anstellung, Krankenversicherung, Steuernummer.
Aber am wichtigsten: Die Gründung einer Firma auf Malta.
Ich komme später nochmals auf das Gründen der Malta LTD zurück. Schauen wir uns das Steuerrecht Maltas und das international Steuerrecht Malta, das DBA an und warum das mit der Gewohnheit, dem Habit so wichtig ist.
Denn Du musst Dir das so vorstellen:
Du sollst in Malta offiziell resident sein, denn so kannst Du einmal mit ruhigen Gewissen z.B. Banken oder Deinem Kunden mitteilen, dass Du auf Malta wohnst. Und Du hast die o.g. Ausstattung als Beweis / Backup. Aber wichtiger, um einem Land zu erklären, dass Du auf Malta wohnst, musst Du ein bisschen mehr vorweisen. Du musst nämlich gemäß DBA ebenfalls in Malta und vor allen ausschließlich auf Malta wohnen.
Das heißt:
Die Residence Kriterien musst Du „domestically“ (Malta Steuerrecht) und „internationally“ (DBA) befriedigen. Auch wichtig: Natürlich darfst Du in keinem anderen Land irgendetwas haben oder vorweisen, was in diesem Land dann einen Wohnsitz auslöst: Aufenthalt mehr als 90 Tage, Wohnung, Frau mit Kindern usw.
Die 90 Tage stammen aus dem deutschen Steuerrecht. Denn wer mehr als 90 Tage als Vertreter oder Bevollmächtigter einer ausländischen Gesellschaft in Deutschland ist, löst damit eine Betriebsstätte aus in D. Aber es gibt ähnliche Regeln in anderen Ländern, daher diese 90 Tage am besten als Faustregel anwenden.
Schauen wir uns also das Malta Steuerrecht an, den Malta Income Tax Act:
https://legislation.mt/eli/cap/123/eng/pdf
Hier wird nur von „resident“ und „ordinarily resident“ gesprochen, aber nicht, was es wirklich bedeutet. Allerdings gibt es eine Interpretation von „resident“ vom Finanzamt auf Malta, nämlich hier https://cfr.gov.mt/en/individuals/Pages/Tax-Residence.aspx.
Und hier finden wir den entscheidenden Hinweis. Eigentlich sind es zwei Hinweise
“…an individual who does come to Malta to establish his residence becomes resident from the date of their arrival…” Die Intention reicht als aus.
Wer nach Malta kommt dort resident zu werden, ist resident mit der Ankunft.
Und weiter:
“It can also apply to individuals who do not stay in Malta for more than 183 days in any year but who come to Malta regularly over a long period – say, over a period of three years – and establish personal and economic ties with Malta.”
Und genau da haben wir das, was ich oben geschrieben habe, ich füge es auf Deutsch nochmals in den Text ein
“It can also apply to individuals (das bist Du) who do not stay in Malta for more than 183 days in any year (ein paar Wochen und Monate) but who come to Malta regularly (over a long period (…jahrein und jahraus… regelmäßig nach Malta)….- say, over a period of three years – and establish personal (Wohnung, ID-Card, Sozialversicherungsnummer, Nachweis einer Anstellung, Krankenversicherung, Steuernummer etc) and economic (Firma auf Malta) ties with Malta.”
Digitalnomade: Hier wird die Habitual Residence beschrieben.
Wikipedia definiert Habitual Residence so:https://en.wikipedia.org/wiki/Habitual_residence:
“…There is normally only one habitual residence where the individual usually resides and routinely returns to after visiting other places. It is the geographical place considered „home“ for a reasonably significant period of time”.
Vielen Dank Wikipedia.
Das ganze nochmals mit meinen Kommentaren: “There is normally only one habitual residence (nur EINE möglich, das heist, wenn es so ist, dann IST und KANN es nur Malta sein), where the individual (das bist Du) usually resides (…jahrein und jahraus… regelmäßig nach Malta) and routinely returns (immer wieder zurückkehrst) to after visiting other places… (wo auch immer Du als Digitalnomade grade bist).
Damit bist Du als Digitalnomade in Malta resident.
Und damit hast Du auch den „Schutz“ des DBAs. Denn: Wenn Du nicht in Malta als resident giltst, dann gilt auch das DBA nicht. Viele machen den Fehler und nutzen das DBA, obwohl sie gar nicht als resident in dem Land gelten.
Schauen wir uns aber genau diesen Schutz des DBAs nun an.
Hier heißt es zum Thema „Resident“:
…an individual is a resident of both Contracting States, then his status shall be determined as follows:
- b) if the State in which he has his centre of vital interests cannot be determined, or if he has not a permanent home available to him in either State, he shall be deemed to be a resident of the State in which he has an habitual abode;
Wenn sich zwei streiten…. …freut sich Malta.
Der vorherig genannte Fall tritt natürlich auch dann erst überhaupt ein, wenn ein anderes Land aus irgendeinem Grund annimmt, dass Du dort resident bist.
Aber halt!
Haben wir am Anfang nicht geschrieben, es geht gar nicht um legal oder illegal? Genau! Daher wirst Du in den meisten Fällen, die noch gar nichts mit irgendeinem Finanzamt zu tun haben, auch nur die oben geschriebene „Malta Habitual Residence“ brauchen. Denn damit wirst Du alle Fragen der Compliance beantworten.
Du kannst allen Regeln folgen.
Aber viel wichtiger:
Richtig angestellt und beraten hilft o.g. Konzept sogar noch weiter. Nämlich bei einem Problem, was Du vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hast. Es ist, oh Wunder, mal wieder ein Compliance Problem.
Welches?
Source of Funds und Source of Wealth Checks.
Digitaler Nomade ohne Habitual Residence Malta:
Ein Riesenproblem, denn wie soll Deine Bank wissen, dass Du keine Steuer hinterziehst, wenn Du kein einziges Dokument hast, das Dich „normal“ und „compliant“ aussehen lässt.
Fragen wie:
- Wo kommt das Geld her?
- Was für eine Rechnung wurde gestellt?
- Wo versteuern Sie?
- Wo versteuert Ihr Unternehmen?
- Wo haben Sie ein Gewerbe angemeldet?
- Ich brauche Nachweise für das Einkommen!
Digitaler Nomade mit Habitual Residence Malta: Piece of Cake.
“Liebe Bank, hier ist
- Meine Steuernummer
- Meine Residence Card
- Mein Mietvertrag
- Meine Steuererklärung
- Meine Sozialversicherungsnummer
- Meine Lohnabrechnung
- Meine Umsatzsteuererklärung
- Die Steuernummer meiner LTD, dort gegründet wo ich wohne
- Die Bilanzen meiner Firma
- Die Steuererklärung meiner Firma
Noch Fragen?“
Du kannst so, wie es die Bank erwartet und versteht Informationen bereitstellen.
DU BIST COMPLIANT!
Und Dein Kunde vom Video-Call, der bekommt natürlich ab sofort eine ordentliche Rechnung.
Fazit und Zusammenfassung:
Die Habitual Residence auf Malta für Digitalnomaden. 4 riesige Vorteile für ein paar Wochen pro Jahr Aufenthalt auf Malta
- Legaler Wohnsitz in EU-Staat
- Voller Schutz der DBAs
- 100% compliant für jegliche Anfragen durch Banken, Kunden oder Behörden
- 100% Nachweise für Source of Funds und Source of Wealth Checks