Das Votum für den Brexit liegt nun schon einige Wochen zurück und das große Beben ebbt langsam ab. Nach dem Ergebnis, mit dem nur die wenigsten gerechnet hatten, laufen erste Überlegungen für eine Zukunft nach dem Brexit. Geht es nach Finanzminister George Osborne, soll die Attraktivität Großbritanniens durch ein gewaltiges Steuergeschenk gesteigert werden. Doch der Plan stößt auf große Kritik.
Körperschaftssteuersatz soll auf 15% gesenkt werden
Die Idee, mit niedrigen Unternehmenssteuersätzen Unternehmen und Investoren anzulocken, ist nicht neu. Irland ist Heimat vieler Unternehmen, Luxemburg war es auch lange (bevor sich herausstellte, dass es dabei um illegale Steuerdeals ging) und Malta bietet für Unternehmen und Investoren auch attraktive Standortvorteile. Genau hier möchte Großbritannien anknüpfen. Der Körperschaftssteuersatz soll hierfür auf 15% gesenkt werden – ein Rückgang um 25%, nachdem der Steuersatz aktuell bei 20% liegt. Ähnliche niedrige Körperschaftssteuersätze haben aktuell nur wenige Staaten wie Irland (12,5%) oder auch Deutschland (15%), wobei die Effektivbesteuerung in Deutschland höher liegt, da nicht allein die Körperschaftssteuer anfällt.
Zugang zum freien Binnenmarkt wichtige Bedingung für Unternehmen
Grundsätzlich ist die Idee richtig, durch niedrige Steuersätze Unternehmen im Land halten zu können beziehungsweise weitere Unternehmen anzulocken. Viel wichtiger als das ist für die Unternehmen allerdings, wie sie innerhalb eines Landes operieren können. Sprich: Schränkt der Brexit die Handlungsfähigkeit der Unternehmen ein, werden diese kaum auf das Angebot eingehen. Und wenn der Zugang zum freien Binnenmarkt der EU für Unternehmen in Großbritannien geschlossen wird, ist dies ein großes Minus für ebendiese Unternehmen. Die zu erwartende Rezession trübt die Aussichten weiter.
Für Unternehmen ist die EU ein Geschenk. Der freie Zugang zum Binnenmarkt hat die Geschäfte wesentlich vereinfacht und nicht zuletzt deshalb haben sich vielen Unternehmen in Malta angesiedelt. Der Brexit entwickelt seine negativen Folgen vor allem wegen des Verlustes dieser Möglichkeit. Zwar wird die Regierung Großbritanniens bei den Brexit Verhandlungen mit aller Macht versuchen, weiter Zugang zu erhalten, ob man von Seiten der EU jedoch so kompromissbereit ist, wird sich erst zeigen müssen.