Der Spiegel über Malta Files – Ein weiterer Kommentar

von Philipp M. Sauerborn

Nun geht es Schlag auf Schlag! Nach dem ersten Skandal, den NRW Leaks zu Malta, wie auch schon hier berichtet, tischt uns der Spiegel eine neue Story auf und nennt diese “Malta Files”. Offensichtlich wird versucht, in ähnlicher Art und Weise, wie auch schon die Panama Papers aufgemacht waren, mit Dramatik und Number-Posing, dem ganzen Projekt Wichtigkeit zu geben. “For the first time”, “40 Journalisten, 4 Monate, 300 Länder”, “Aufdeckung”. Während ich den Journalisten der Panama Papers mit einigem Respekt nicht aberkennen kann, dass es bei den Arbeiten rund um die Panama Papers um echten Journalismus und eine echte Sensation ging, so geht es beim Spiegel offensichtlich vor allem um eines: Geld. Ich denke nicht, dass das verwerflich ist, aber man muss es dann doch mal aus der Nähe betrachten und dabei fällt auf, dass es doch nicht so geheim und doch nicht so bahnbrechend ist, wie es gerne dargestellt wird.

Dass zum Teil sogar wichtige Information und auch durchaus “zweifelhaftes” Verhalten an den Tag gelegt wird, vor allem was die fehlende Substanz bzw. Aktivität der Finanztöchter von Unternehmern in Malta angeht, das erkenne ich vollständig an.  Ich kann mir gut vorstellen, dass dies so ist und dass hier etwas geändert werden muss, wenn herauskommt, dass in Malta nicht substantiell und aktiv Werte geschaffen wurden und werden, sondern künstlich Profits errechnet, geschaffen oder verschoben werden.

Aber dann auf der anderen Seite ein ganzes Land zu diskreditieren an Hand von 5 Beispielen, das genauso wie jedes andere Land auch seine Berechtigung hat, da schwingt dann schon wieder die Möchtegern-Revoluzzer- Gutmenschen-Geißel. OH MY GOD, Malta will nur 5% Steuer. OH MY GOD.  Erstens ist das nicht neu, das gibt es seit über 50 Jahren und zweitens, wenn man schon von Effktivbesteuerung spricht, dann bitte auch ganz. Denn EFFEKTIVBESTEUERUNG ist genau das, um was es den “Maltesern” geht: Das gleiche Einkommen nicht doppelt besteuern. Es gibt keine separate  Unternehmens- und Einkommensteuer in Malta, sondern nur eine, die “Income Tax”.  Und den Tax Refund bekommt JEDER MALTESER (also nicht nur Ausländer mit Business vor allem außerhalb von Malta!) sofern seine Steuerlast EFFEKTIV unter 35% liegt. Malta geht NICHT davon aus, dass der Tax Refund im Ausland NICHT besteuert wird sondert zahlt den Refund in der Annahme, dass, wer auch immer diesen Refund erhält, dieser Refund auch normal versteuert wird. Dann nämlich, auf einmal, steigt die EFFEKTIVE Besteuerung auf 30% und mehr. Und das ist, Überraschung, auch der Wert, den jeder Malteser bezahlt. Ziemlich clever eigentlich, oder?

Und jetzt bitte nicht argumentieren, dass aber die bösen Firmen nichts auf den Refund bezahlen. Irgendwann bezahlen die Shareholder die Steuern darauf. Es kann sein, dass das nicht sofort geschieht, aber es wäre ja auch nicht der erste Fall einer Gesellschaft, die um Steuern zu sparen keine Ausschüttung vornimmt.

Das soll nicht heißen, dass keine Scheinrechnungen oder Gewinnverschiebungen stattfinden. Das geschieht sicher, und dagegen muss auch etwas getan werden. Aber daraus grundsätzlich das Tax System in Frage zu stellen, nur weil es anders ist, als das deutsche, das ist steuerimperialistisch.

Ein Folgeartikel, diesmal ging es um Mafia in Malta. Ich musste herzlich lachen. Ich möchte bitte, bitte die Bank sehen in Malta, die ein Konto eröffnet ohne Fragen zu stellen.  Es ist ein Prozess, der selbst den hartgesottetsten Mandanten von uns verzweifeln lässt. Bearbeitungszeit 1-3 Monate, Papier über Papier, Deklaration über Deklaration, Referenzen, Belege, Lebenslauf, Beglaubigung, Business Plan, Source of Fund, Benennung der Geldströme, Benennung der Kunden und Zulieferer usw. usw. Konto in Deutschland: Sache von 1h. Wieviel Mafia Geld in Deutschland gewaschen wird, ist wohl um ein 100 faches hoher als in Malta. Hauptsache was geschrieben und hauptsache Dramatik. Mit den Worten Willy Brandts: “Dieses Scheißblatt!”

Mandanten, die länger als 12 Monate Mandanten bleiben
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Über Philipp M. Sauerborn

Philipp Maria Sauerborn ist diplomierter Steuerberater und Experte für International Tax & Blockchain. Als CEO der Kanzlei Dr. Werner & Partners in Malta hat er bereits über 3000 Mandanten zu deren persönlicher Steuersituation beraten.

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