Die Finanzkrise, die vor sieben Jahren begann, hat sehr viele Menschen sehr viel Geld gekostet. Oftmals wurden die Händler an den Börsen dieser Welt für die Kurseinbrüche verantwortlich gemacht, was zu gewissen Teilen auch der Wahrheit entspricht. Besonders der so genannte Hochgeschwindigkeitshandel wurde dabei zur Zielscheibe der Kritiker. Die sogenannte Finanztransaktionssteuer soll nun Abhilfe schaffen, doch nicht alle Politiker sind für die genannte Steuer, wie beispielsweise der maltesische Spitzenpolitiker Alfred Sant.
Hochfrequenzhandel ist nur ohne Finanztransaktionssteuer lukrativ
Zunächst möchte ich die geplante Finanztransaktionssteuer erklären. Die Steuer soll alle Transaktionen im Börsenhandel mit 0,1% belasten. Im ersten Moment hört sich dies nach einem verschwindend kleinen Betrag an und es scheint, als sei die ganze Diskussion um das Thema unnötig. Nicht so beim Hochgeschwindigkeitshandel. Hier werden kleinste Kursschwankungen ausgenutzt. So werden zwar pro Aktie nur sehr geringe Gewinne erzielt, beim Einsatz entsprechend hoher Summen ist dies aber dennoch ein lohnendes Geschäft. Wenn beispielsweise 1000 Aktien zu je 100€ gekauft werden (Gesamtsumme 100 000€), der Kurs dann innerhalb von weniger als einer Sekunde um 0,05 Prozent steigt (auf 100,05€ pro Aktie), die Papiere daraufhin wieder abgestoßen werden, hat der Käufer einen Gewinn von 50€ gemacht. Nun wurden an den Börsen allerdings nicht mit 100 000€ Einsatz gehandelt sondern nicht selten mit Beträgen von 100 Millionen Euro, womit der Gewinn bei unserem Beispiel auf 50 000€ ansteigen würde – innerhalb einer Sekunde. Bei einer entsprechend hohen Zahl an Transaktionen pro Tag ein äußerst lukratives Geschäft, allerdings auch gefährlich, wie die Finanzkrise gezeigt hat. Würde man nun eine Transaktion mit 0,1% Steuern belegen, müsste sich der Kurs um mindestens diesen Prozentsatz verändern, nur damit der Händler kein Minusgeschäft macht. Da solche Kursschwankungen innerhalb von Sekunden nur selten sind und damit Aktien länger gehalten werden müssten, würde dies das Aus für den Hochfrequenzhandel bedeuten.
Finanztransaktionssteuer für einige Staaten ein Segen, für andere der Graus
Noch ist die Finanztransaktionssteuer nicht EU weit beschlossen. Ein maltesischer Kandidat für das Europaparlament, Alfred Saint, betonte nun kurz vor der Europawahl, dass es eine Finanztransaktionssteuer in Malta nicht geben wird. Er spricht mit dieser Aussage einen wunden Punkt an, denn auf der einen Seite verdienen die Staaten natürlich enorm an einer solchen Steuer, was gleichbedeutend mit einer Beteiligung der Börsenhändler am Finanzdebakel 2007 wäre. Allerdings macht eine solche Steuer die europäischen Börsen unattraktiv, was Ländern wie England, Zypern und Malta sauer aufstoßt, da der Finanzsektor in diesen Ländern bis zu 15% der Wirtschaftsleistung ausmacht. Sant dazu:
„Luxemburg, Zypern, Österreich und Großbritannien könnten in dieser Angelegenheit unsere Verbündeten sein. In Anbetracht dessen, dass der Finanzsektor 15% des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, muss sich Malta darauf konzentrieren, seine Flexibilität im Anbieten von Finanzdienstleistungen zu verteidigen. Wie andere Inseln ist unsere Flexibilität ein Gut, dass man nicht zu leichtfertig aufgegeben werden sollte.“
Die Diskussion um die Finanztransaktionssteuer kann ich nachvollziehen. Dass Europa sich hier in zwei Lager aufteilt, ist ebenfalls verständlich, da die eine Seite vom großen Handel großen Nutzen hat und die andere Seite darunter leidet. Wir bei der Kanzlei Dr. Werner & Partner werden die Diskussion hierüber weiter mit Interesse verfolgen, schließlich haben wir einige Mandanten, die in der Finanzbranche tätig sind.